Rosen und Stauden
Am 30.6., kurz vor der Sommerpause, hatten wir das Vergnügen mit Klaus Körber – und zwar mit „seinem“ Thema Rosen. Seit 25 Jahren gehört die ADR-Testung zu seinem Zuständigkeitsbereich an der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau. Seit diesem Jahr ist er Klaus Körber Vizepräsident der Rosengesellschaft – also ein perfekt passender Referent zur Rosen-Hochsaison!
Worauf Du Dich – neben einem äußerst unterhaltsamen Abend – freuen darfst, sagt Dir Klaus Körber: „Die Königin der Blumen, die Rose, fasziniert seit alters her die Gartenliebhaber auf der ganzen Welt. Kein Wunder, dass bei dieser interessanten Pflanze schon seit dem frühen Mittelalter intensiv gezüchtet wurde, um immer neue Sorten mit tollen Düften oder berauschender Schönheit zu finden. Kein Mensch auf der Welt weiß exakt, wie viele Rosensorten es derzeit gibt, geschweige denn wie viele es jemals gegeben hat.
Und darin liegt auch das Hauptproblem beim Verwender von Rosen im Garten: Bei dem fast unüberschaubaren Sortiment, ist es für den Laien aber auch für viele Gärtner sehr schwer, die für den jeweiligen Standort richtigen Sorten herauszufinden. Dabei stehen zunehmend Eigenschaften wie Gesundheit gegenüber Pilzkrankheiten, Reichblütigkeit, Duft und Frosthärte im Vordergrund.
Der Vortrag empfiehlt die Sorten, die sich zum einen über viele Jahre in der Praxis bewährt haben oder die in Versuchspflanzungen an gärtnerischen Instituten in den letzten Jahren hervorragend abgeschnitten haben. Er beinhaltet die Sorten, die sich mit dem ADR-Prüfzeichen so etwas wie eine TÜV-Plakete für einen hohen Gesundheitswert erworben haben. In einem zweiten Schritt wird aber auch auf die ökologische Leistung von Rosenpflanzungen eingegangen.“ Ergänzend dazu empfiehlt Klaus Körber passende Stauden, die Insektenfreundlichkeit mit einer großen Trockenheitstoleranz verbinden.
„Das Thema Bienenrosen begeistert derzeit viele Gartenfreunde, die damit die Biodiversität in ihrem Garten erhöhen möchten. Dabei werden vor allem ungefüllte oder halbgefüllte Sorten gepflanzt und mit geeigneten Stauden kombiniert. Auch unter den ADR-Rosen finden sich viele Sorten, die häufig von Insekten beflogen werden. Durch ihre lange Blütezeit und hohe Blattgesundheit bei gleichzeitigem Verzicht auf Pflanzenschutzmittelanwendungen können sie in unseren Gärten und im öffentlichen Grün einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Biodiversität leisten.
Die Blütezeit der modernen Gartenrosen von Mitte Juni bis weit in den September hinein ist nahezu identisch mit dem Zeitraum, der von Imkern als „Sommertracht“ bezeichnet wird. Dieses Zeitfenster ist gerade für die Insektenwelt in Siedlungsbereichen schwierig, da die Auswahl an blühenden Pflanzen in vielen Gärten und im öffentlichen Grün immer geringer wird. Es macht daher Sinn, das Angebot an Blüten durch intelligente Pflanzungen in dieser Zeit zu erhöhen, um so der Insektenwelt ein kontinuierlich attraktives Nahrungsangebot zu bieten.
Rosen sind in erster Linie Pollenlieferanten, da die Blüten nur sehr wenig Nektar enthalten. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Bienen, Wildbienen, Hummeln und Schwebfliegen – um nur die bekanntesten zu nennen – mit hochwertigem Eiweiß. Wenn man mit offenen Augen durch den Garten geht, lassen sich die unterschiedlichsten Insektenarten auf Rosen beobachten.
Rosen und Hagebutten
Dieses Wissen hat sich mittlerweile in der Gartenwelt herumgesprochen. Rosenfreunde suchen zunehmend Gartenrosen, die nicht nur lange blühen, duften, attraktiv, robust und pflegeleicht sind, sondern, im Sinne der Biodiversität, auch vielen Insekten als Nahrung dienen und im Herbst Vögeln und sonstigen Gartenbewohnern möglichst viele Hagebutten bieten. Die weitverbreitete Meinung dabei ist oft, dass ausschließlich ungefüllte Blüten von Bienen beflogen werden und nur diese automatisch zu Hagebutten führen. Diese Aussage ist so nicht richtig und muss unbedingt korrigiert werden!
Es stimmt nicht, dass halbgefüllte und nahezu ganz gefüllte Blüten von Insekten nicht besucht werden oder dass diese nur sehr wenige Hagebutten produzieren. Es gibt eine Vielzahl empfehlenswerter Gartenrosen mit mehr oder weniger stark gefüllten Blüten, die beim Abblühen ihre gelben Staubgefäße zeigen. Auch diese Rosensorten werden nachweislich von Bienen beflogen, um den eiweißreichen Pollen zu ernten. Dies findet jedoch nur bei trockenen Wetterbedingungen statt, da die Blüten während längerer Regenperioden verkleben. In den trockenen Sommern der letzten Jahre konnte dieses Phänomen jedoch häufig beobachtet werden.
Das einfachste Erkennungsmerkmal dafür, ob eine Rosensorte von Insekten beflogen wird, ist die Bildung von Hagebutten, da die Befruchtung, wie bei den Rosengewächsen üblich, durch Insektenbestäubung erfolgt. Gerade bei den öfterblühenden Rosen, die nach dem ersten Blütenflor in der Regel stark zurückgeschnitten werden, um Folgeflore zu stimulieren, ist dies nicht immer gleich zu erkennen. Dabei gibt es zahlreiche gefüllt blühende Sorten, die auch das Potential zur Bildung von Hagebutten haben. Lässt man die Rosen nach dem ersten Flor ungeschnitten durchwachsen, dann wird man in vielen Fällen überrascht sein, wie viele Sorten Hagebutten in unterschiedlichsten Formen und Farben ausbilden können.
Klimawandeltauglich und gut mit Stauden kombinierbar
Ausgepflanzte und kräftig eingewurzelte Rosen können heißtrockene Sommer vergleichsweise gut überstehen. Wenn es uns gelingt, Rosengärten in der Zukunft als wenig Wasser verbrauchend, mit gesunden, ökologisch wertvollen Sorten ausgestattet und zusammen mit den bienenfreundlichen Stauden als biodiverse Inseln zu gestalten, dann haben wir sehr viel erreicht. Das muss unser Ziel sein: Weg von der Rose als stacheliges, krankes und viel Arbeit machendes Gehölz hin zu einem pflegeleichten und ökologisch wertvollen Gestaltungselement eines biodiversen Gartens. Aber dazu braucht es ergänzend die Stauden!
Das Sortiment an Stauden ist sehr umfangreich und nicht einfach zu beherrschen.
Und: es gibt zahlreiche sommerblühende Stauden, die ein günstiges Nahrungsangebot für Insekten liefern können. Allerdings muss man erwähnen, dass die ab Juli blühenden bienenfreundlichen Stauden meist nicht-heimische Vertreter sind, die aus diesem Grund von Teilen der Gesellschaft nicht immer kritiklos gesehen werden. Aber die vom Menschen in den urbanen Regionen bewohnten Räume stellen in der Regel keine natürliche, sondern häufig extreme Standorte dar, bei denen man mittlerweile froh ist, wenn unter diesen Bedingungen überhaupt noch Pflanzen wachsen können, egal welche Herkunft sie haben. Ein Paradebeispiel hierfür ist Solidago, die Goldrute, die sich nach Aussagen von Berliner Imkern zu einer der wichtigsten Bienenpflanzen im Stadtgebiet entwickelt hat. Manche Beispiele wie Verbena bonariensis oder Gaura sind nicht immer frosthart, andere wie Agastache, Lavendel oder Salbei gedeihen wegen der Bodenansprüche auf kalten und vernässten Standorten nicht gut.
Ein Schwerpunkt bei der Auswahl z.B. bei Astern oder Geranium liegt auf der Farbe Blau: sie ist laut Pablo Picasso die Farbe aller Farben ist und sie harmoniert mit den meisten Blütenfarben der Rosen sehr gut. Im direkten Vergleich mit den Rosen sind die Stauden häufig die attraktivere Bienenpflanze: ein Lavendel ist durch Hummelbesuch immer in Bewegung, die Bergminze summt und brummt und die Katzenminze wird nicht nur von Katzen sehr gerne besucht. Ein weiterer Vorteil vieler Stauden ist, dass sie z.B. für Bienen über einen längeren Zeitraum attraktiv sind. Bei den Rosen werden die Blüten meist angeflogen, wenn die Staubgefäße dick und prall erscheinen, meistens sind sie in dem Stadium leuchtend gelb. Danach finden die Rosenblüten oft nur wenig Interesse. Bei den Stauden wie z.B. Salvia oder Lavandula blühen die Einzelblüten nicht alle auf einmal, sondern es gibt eine zeitliche Abfolge im Aufblühen über einen längeren Zeitraum. Dies kann im Hausgarten vom Gärtner durch geschickten Rückschnitt sogar noch gesteuert bzw. verlängert werden.
Empfehlenswerte Kombinationen von Rosen und Stauden mit langer Blütezeit
Eine unkomplizierte Abfolge von bienenfreundlichen Stauden auf dem Rosenbeet könnte wie folgt aussehen: Als erstes blüht Nepeta, die Katzenminze, oft schon im Mai und abgeblüht nach kompletten Rückschnitt bis auf den Boden ein zweites Mal im Verlauf des Sommers. Der Steppensalbei blüht nach Nepeta und wie kein zweiter parallel zum ersten Blütenflor der Gartenrosen. Durch den meist straff aufrechten Wuchs auch optisch eine Augenweide auf jedem Rosenbeet, mein Favorit dabei die Sorte Caradonna, die mit dem gefärbten Blütenstängel einen ganz besonderen Charme verströmt. Leider reagiert der Steppensalbei nach einem Rückschnitt nicht immer gut mit einer zweiten Blüte. Mit und nach Salvia kommt normalerweise der Lavendel, der trotz all den Diskussionen „passt er zur Rose oder passt er nicht dazu“ eine herausragende Bienen- und vor allen Dingen auch Hummelpflanze ist. Zeitgleich blüht jetzt auch die Bergminze, Calamintha und Agastache, die Duftnessel, beides sehr stark beflogene Stauden die dann ab Mitte Juli von Verbena bonariensis, dem patagonischen Eisenkraut ergänzt werden. Auch wenn Verbena meist nicht frosthart ist, aber es bildet in der Regel gut Sämlinge und kommt immer wieder im Garten und blüht über einen vergleichsweise sehr langen Zeitraum, oft bis in den Oktober hinein. Mit Caryopteris, der Bartblume, mit Perovskia, dem Silberstrauch und mit Vitex, dem Mönchspfeffer können Rosenbeete mit trockenheitsverträglichen Halbsträuchern sehr gut ergänzt und aufgewertet werden. Die verschiedenen Blütenbesucher würden sich freuen.“
Danke an Klaus Körber, dass er uns diesen informativen Text für die Website zur Verfügung stellt.
Annegret meint
Braucht mann nicht einjährige pflanzen, wie mohn, rittersporn oder Nigella zwischen den Rosen?
Sylvia Knittel meint
Es gehen natürlich auch Einjährige zwischen den Rosen, aber Stauden funktionieren genauso gut und haben dem Vorteil, dass sie dauerhaft stabiler sind.