William Morris, die Arts-and-Crafts-Bewegung & The Wild Garden – Vortrag von Anja Birne
Der Arts and Crafts-Bewegung und William Morris sind wir näher, als wir glauben. Die Ästhetik hat auch außerhalb von Großbritannien das Verständnis von Schönheit und Nutzen geprägt hat. Anja Birne spannte in ihrem Vortrag wie immer wissensreich und elegant den Bogen über Geschichte und Kunst bis hin zum Garten.
William Morris – das viktorianische Universalgenie – seiner Zeit weit voraus und angetrieben von humanen sowie ökologischen Impulsen – ist noch im 21. Jahrhundert ein faszinierender und inspirierender Mensch. Ein Kämpfer für das Schöne und Nützliche.
Als die Schwefeldämpfe noch ungefiltert aus den Schornsteinen Birminghams, dem Zentrum der Industriellen Revolution, emporstiegen, zog William Morris (1834 – 1896) durch England und referierte darüber „Wie wir leben und wie wir leben könnten“: „Nehmen Sie nichts in Ihr Haus auf, das entweder nützlich oder aber für Sie schön anzusehen ist. Ich frage Sie, wie verhalten Sie sich gegenüber Bäumen auf einem Bauplatz? Versuchen Sie, sie zu retten und Ihr Haus den Bäumen anzupassen? Begreifen Sie, welche Schätze Bäume für die Stadt darstellen?“
Der vielseitige Künstler hat viele schöne und nützliche Dinge entworfen: Stoffe, Tapeten, Möbel, Gedichte oder Handpressendrucke und gemeinsam mit dem Sozialreformer John Ruskin die englische Arts- und Craft-Bewegung begründet. Die Reformbewegung hat vor und nach 1900 nicht nur die Architektur und das Kunstgewerbe beeinflusst, sie hat auch in der Gartenkultur einen neuen Stil geprägt. Mit Zeitgenossen wie William Robinson oder Gertrude Jekyll strebten die beiden Künstler eine Verbesserung der Lebensqualität durch eine bodenständige traditionelle Architektur und die Rückbesinnung auf Qualitätshandwerk, regionale Werte, einfache, natürliche Materialien und schlichtes Design an.
Einen der heftigsten Angriffe auf den viktorianischen Garten führte der unkonventionelle irische Gärtner William Robinson in Gravetye Manor. Sein Buch „The wild garden“ (1870) war DIE Kampagne zur Verwendung naturhaft wirkender Pflanzen, für wild wachsende Stauden, Rosen und Zwiebelpflanzen, die Anlage von Wiesen- und Waldgärten und ein Aufruf, die Pflanzmethode der Natur zu verfolgen. Zu den schönsten und interessantesten Gärten der Epoche zählen bis heute: Gravetye Manor, Great Dixter, Standen, York Gate, Rodmarton, Kelmscott Manor, Snowshill, Newby Hall (siehe Foto) oder auch Sissinghurst. Sie versuchen ihren originären Geist zu bewahren.
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Fotos: Anja Birne,
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